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Dank an den IFA-Museumsverein und Überraschung zum Jubiläum

Montag, 08. Juni 2015, 15:49 Uhr
Vor 50 Jahren war die Motorenproduktion in der IFA angelaufen. Heute erinnert das IFA-Museum daran. Vereinsvorsitzender Helmut Peter eröffnete den Festabend am 5. Juni.

NORDHAUSEN. Mit vielen Komplimenten zollten die Festredner und Gäste den Begründern und Machern des IFA-Museums Nordhausen am 5. Juni ihren Respekt. Gemeinsam feierten sie - etwas vorfristig - mit vielen Mitgliedern des IFA-Museumsvereins das Jubiläum „50 Jahre IFA-Motorenbau“.

Zum 1.7.1965 war die Motorenproduktion auf Regierungsbeschluss von Zwickau nach Nordhausen verlegt worden. Fortan schrieben die IFA-Motorenwerke Nordhausen die Industriegeschichte der traditionsreichen Vorgängerunternehmen am Standort mit 4500 Mitarbeitern und Produkten von Weltformat fort und wurden so zu einem Kapitel Nordhäuser Stadtgeschichte.

Der Freitagabend stand im Zeichen eines Festempfangs mit vielen honorigen Gästen. Neben Ministerin Birgit Keller ließen sich Landrat Matthias Jendricke und OB Dr. Klaus Zeh würdig vertreten. Das als Industriemuseum deklarierte IFA-Museum ist neben dem „Tabakspeicher“ und der „Flohburg“ das dritte Nordhäuser Museum.
Es hat sich der Bewahrung der IFA-Tradition verschrieben und wird von einem gemeinnützigen Verein getragen, der viele ehemalige IFA-raner und ihnen wohlgesonnene Unternehmer und Förderer vereint.

Nachdem Vereinsvorsitzender Helmut Peter die letzten 25 Jahre Revue passieren ließ und vor allem die Entstehung des IFA-Museums geschildert hatte, ergriff Infrastrukturministerin Birgit Keller das Wort und betonte: „Ich würde Ihnen heute lieber zum 50. Geburtstag der Motorenproduktion gratulieren, doch die Geschichte hatte anderes vor!“ Sie spannte den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und sah in 1160 Mitarbeitern in heute rund 50 im IFA-Industriepark ansässigen Unternehmen einen positiven Fortgang der Geschäftigkeit am Traditionsstandort.

Dennoch würdigte sie die Verdienste des IFA-Museumsvereins, der Gewesenes in Form von 50 original wiederhergestellten Exponaten bewahre und den jungen Menschen viel Wissenswertes mit auf den Weg gebe. Ihr Dank galt allen Mitgliedern, die die Legende IFA durch ihren Einsatz, ihre Arbeit und ihre Großzügigkeit bewahrten.

Hannelore Haase, 2. Beigeordnete der Stadt Nordhausen und Dezernentin für Kultur, Bildung und Generationen, stellte die ganz besondere Beziehung zwischen der IFA und Nordhausen heraus und zollte dem IFA-Museum für das Bewahren der Produkte in ihrer vollen Größe und Funktionalität ihren besonderen Respekt.

„Jeder, der hier geboren wurde oder hier lebt, hat irgendetwas mit der IFA zu tun und bewahrt sie in seinem Gedächtnis“, bemerkte der stellvertretende Landrat Stefan Nüßle. Er dankte Helmut Peter und seinem Verein dafür, dass sie diese Erinnerungen in das heutige Bewusstsein der Menschen zurückrufen. „DAS ist das Museum mit Perspektive, denn die Technikbegeisterung ist ein Magnet“, warf er einen Blick in die Zukunft.

Prof. Wagner forderte DIESEL
Mit der Bemerkung, dass man Birgit Keller hier mit Radler wohl das falsche Getränk reiche, forderte Hochschulpräsident Prof. Jörg Wagner den Mix aus Cola und Bier: DIESEL. Mit einem nostalgischen IFA-Dreizylinder – vorerst noch als Foto - überraschten der Präsident und Prof. Matthias Viehmann den Museumsverein zur Feier des Tages.
Prof. Viehmann hatte den Motor aus altem Landtechnik-Bestand bei der Einrichtung des August-Kramer-Instituts aufgestöbert. Nun befanden ihn beide Wissenschaftler als würdiges Geschenk zum 50. Jubiläum der IFA-Motorenproduktion. Demnächst wird das Technik-Exponat ins Museum überführt und dort den IFA-ranern zur fachmännischen Aufarbeitung übergeben.
In Würdigung des Erfinderpotenzials der ehemaligen IFA-Entwicklungsingenieure, die mit dem Common-Rail-Diesel und einem ABS-Fahrrad Weltsensationen schufen, kündigte Wagner den Ausbau der technischen Studienrichtungen um zusätzliche Studiengänge wie Maschinenbau, Informatik und Elektrotechnik für den Zeitraum 2016/17 an der Hochschule Nordhausen an.

Mit „Freundschaft“, dem Gruß, den er in die postsozialistische Zeit gerettet habe, beendete Hubert Flaig vom Bundesverband historischer Landtechnik Deutschland e.V. seine Festrede und versprach, den IFA-Museumsverein mit allen bedeutenden Partnern des BHLD zu vernetzen. Er zollte den Museumsmachern Respekt und Hochachtung für ihr Werk.

„Mein Vater war hier Berufsschullehrer. Er brachte die IFA quasi jeden Tag mit nach Hause“, erinnerte sich Jürgen Rennebach, Leiter des Museums Tabakspeicher. Alle seine dortigen Gäste fordere er auf, das IFA-Museum zu besuchen, weil es als Technikmuseum begeistere. Für 2031 hoffe er auf das 20-Jährige Jubiläumsfest fürs IFA-Museum. „Bis dahin mögen sich Sponsoren für neue, überdachte Außenflächen finden, denn lange wird das einstige IFA-Kulturhaus als Ausstellungshalle nicht mehr reichen“, so seine Prophezeiung.

Als letzter Betriebsdirektor hatte Otto Brandt die IFA Motorenwerke Nordhausen von 1977 bis 1988 gelenkt und geleitet. Ihm oblag am Freitag das letzte Wort – als einem der wichtigsten IFA-Zeitzeugen. Nachdem er einen persönlichen Brief seines Vorgängers Robert Sternberger (1965 – 1977) verlesen hatte, erinnerte er an das tolle Team, das er einst um sich scharte: „Es hatte Weltniveau. Und wenn ich daran denke, fallen mir Namen wie Sternberger, Schirrmacher, Beykirch, Steinmetz, Matthees, Jahn und viele weitere ein. Viele von ihnen bauten das Museum auf und sind heute hier. Sie beweisen, dass dieses Museum nicht nur ein Hobby älterer Herren und Damen ist, sondern sie stehen dafür, dass man die Eigenschaften der Nordhäuser Erzeugnisse aus den vergangenen 110 Jahren in die Welt tragen muss. Eine bessere Werbung kann man für das neue Industriegebiet nicht machen.“



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